Unsere Weine Jahrgang 2024
Degustationsnotizen «Dielenberger Himmellüpfer» 2024
- Riesling-Sylvaner 12.4% vol.
- Johanniter 12% vol.
Blassgelb beim R-S; Mischung von blassgelb zu zitronengelb beim Johanniter.
Beide bieten einen angenehmen Trinkfluss, frisch im Ansatz, schlank und fein mit gut eingebundener Säure.
Im Finale weich und süffig, wie die Rockpalade «Crazy Diamond» von Pink Floyd.
Fazit:
Riesling-Sylvaner: Charmanter und klassischer Vertreter dieser Rebsorte.
Johanniter: Einfach ein sympathisches «Muggäseckäli» anders als der R-S … weil eben Johanniter.
- Regent 12% vol.
Granatrot. Stilistisch sauber gedrechselter «Stoff», präzis wie die Gitarrenriffs der US-amerikanischen Rockgruppe «ZZ-Top».
Ausgeprägte Aromen rotbeeriger Früchte. Aufgrund der Jugendlichkeit noch präsente Tannine (Gerbstoffe) im Gaumen. «Non e chly» lagern oder im Glas ein paar Minuten ruhen lassen, damit der Wein «Luft schnappen» kann … wie ein Hobby-Marathonläufer nach 42.195 km nach dem Zieleinlauf.
- Regent Rosé 12% vol.
Intensive Farbdichte - himbeerrosa. Ein Blöffer und Schmeichler seiner Spezies. Geniales Süsse-Säure Gleichgewicht; analog dem «Frauenlieblings-Jahrgang» 2022, präsentiert sich der 2024 wieder mit mehr Restsüsse!
Ein Rosé … so schön, wie die französische Chanson Sängerin Françoise Hardy (war) und sanft, lieblich und weich, wie ihre Lieder!
Ein Verkaufsstopp an Frauen könnte helfen, dass dieser «Blöffer» nicht schön in wenigen Wochen ausgetrunken sein wird!
Kompliment und ein grosses Dankeschön an das vereinseigene Kellermeister-Team Bruno und Adrian Thommen. Gute und aufwendige Arbeit für uns Weinbauern und Konsumenten.
Peter Bichsel in Konfrontation mit der Weinsprache!
Am Samstag, 15. März 2025, kurz vor 90-igsten Geburtstag, ist einer der «grössten» Schweizer Schriftsteller gestorben. In der baz vom 19.03.2025 schrieb Pedro Lenz ein paar Zeilen des Nachrufs. Bichsels Stammbeizen in Solothurn war das «Kreuz» und in letzter Zeit das «Vini». Er liebte einen «Roten» im Offenausschank.
Hätte Peter Bichsel im letzten Jahrtausend einmal Oberdorf BL besucht, hätte er sich im Restaurant Rössli in Oberdorf BL, bei Lohner Hans, wohl gefühlt.
(<…>) Die beiden Schriftsteller Petro Lenz und Peter Bichsel waren 2010 als Festredner zum 80. Geburtstag von Jörg Steiner in Innsbruck eingeladen. Die Veranstalter luden Bichsel und Lenz anschliessend in ein Restaurant ein. Der Kellner habe die Weinkarte erläutert. Bichsel sei ungeduldig geworden und habe gesagt: «Mir einen Hauswein.» Der Kellner liess sich nicht beirren. Er habe daraufhin die Weinkarte beschrieben. Sie hätten einen Zweigelt mit einem Hauch Brombeeren und einer Nuance Marille, als ihn Bichsel erneut unterbrochen habe, «Mir einen Hauswein!» Es gebe keinen Hauswein im engeren Sinne, erklärte der Kellner, aber er empfehle einen Wein, der in der Nase ein Nussbouquet entfalte mit etwas Zitronennoten. Und in der Folge sei, gemäss Pedro Lenz, der von Bichsel unvergesslich Satz gekommen. «Ich will keinen Fruchtsaft, ich will nur ein Glas Wein!»
Manchmal möge uns Weintrinkern die Genialität der Wortakrobatik von Peter Bichsel «öppedie» in den Sinn kommen, wenn wir einen Wein mit überbordenten Adjektiven in den «Himmel lüpfen» und hochjubeln.
Peter Bichsel könnte vielleicht beim Eintritt durch die Himmelspforte am 15.03.2025 zu Petrus gesagt haben. «Mir einen Hauswein … einen Himmellüpfer.» Und Petrus hätte geantwortet: «Gute Wahl Peter.»
In dem Sinne herzlichst
Prof. Dr. Müller-Mehltau
Fotos: Weinbauverein Dielenberg
Fotos Musik: Wikipedia