Rebgottesdienst am Dielenberg, 15. Mai 2022
Das Einläuten des Gottesdienstes erfolgte auf unkonventionelle Art mit Kuhglocken. Die „Glockengestelle“ verkörperten leibhaftige, kräftige Menschen aus „Fleisch und Blut“ in den Personen von Hannes Schweizer und Heinz Schaffner.
Es folgten Grussworte der Präsidentin des Weinbauvereins Dielenberg, Judith Thommen, an die „Zeltkirchengänger“, welche auf Festbänken gespannt auf das Wort Gottes warteten.
Als „Kirchenorgelersatz“ umrahmte eine Formation der Musikvereine Oberdorf BL, Waldenburg und Langenbruck unter der Leitung von Hector Herzig den Gottesdienst.
Aus himmlischen Gefilden abkommandiert; Pfarrherrin Sabine Brantschen
(Text-Passagen zvg_Sabine Brantschen)
Just do it!
«Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut!»
Ich kann vor meinen inneren Augen sehen, wie Jesus die Augen verdreht. Er will noch gar nicht. Seine Zeit ist noch nicht gekommen, sagt er.
Es braucht manchmal den EINEN und die EINE, die einfach tut, so wie Maria dies tat. Die, die Entscheidung trifft und sagt: «Wir machen das jetzt». Jemand, die spürt, die Zeit ist gekommen! Der sich sicher ist; der keinen Zweifel zulässt. Die bestimmt, BESTIMMT.
Es ist eine wunderbare Gabe. Einfach tun - Nicht lange abwägen - Nicht ständig zweifeln und zögerlich sein. Just do it!
Es scheint, als wäre dies vor mehr als 80 Jahren (Anmerkung: Gründung WBVO 1938) hier am Dielenberg geschehen. Ein paar, die gespürt haben, das könnte klappen. Ein paar, die mitangepackt haben und ein paar, die weitergeführt haben. Einfach getan.
Zwar noch nicht wissen, wie es dann kommt. Doch mit Zuversicht - mit Herzblut - mit Liebe - mit Begeisterung dranbleiben.
Das was ihr über diese vielen Jahre getan habt - Euer Weinberg - Euer Dielenberg, Euer Wein …. ist wie «Himmel auf Erden».
Text Predigt zvg von Sabine Brantschen. Als Chronist kann man da nur sagen … «gut gebrüllt Löwin»
Aus himmlischen Gefilden abkommandiert; Pfarrer Hanspeter Schürch
Pfarrer Hanspeter Schürch zitierte die eindrückliche Bibelstelle aus Johannes 2_10 , als Jesus an der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelte. An besagter Hochzeit ging der Wein aus. Der Schlechte! Jesus liess 6 steinere Wasserkrüge, welche für die Reinigung nach jüdischer Sitte bereit standen mit Wasser füllen und verwandelte das Wasser in Wein, damit die Gäste wieder genug zum «Zechen» hätten.
In der Folge führte dies zu einem «Zusammenschiss» des Tafelmeisters an den Bräutigam der Hochzeit zu Kana, wie folgt:
(…) Jedermann setzt seinen Gästen zuerst den guten Wein vor. Wenn sie trunken sind, dann den Geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten (…)
Und Schürch weiter. (<..>) Es sei manchmal gut … ja bitter nötig, auch WIDER aller Vernunft, die Dinge in den Himmel zu lüpfen und in der Folge aus Wasser Wein zu machen. Das andere, dauernd nach irgendwelchen Haaren in der Suppe zu fischen, führe nur zu einem hartnäckigen Kater (<..>)
Auch sitzend kann man dem Herrgott ins Angesicht schauen
Das ungünstige Kippverhalten von Festbänken aufgrund physikalischer Eigenschaften des Hebelgesetzes veranlasste das Pfarrer/innen-Gespann die Anwesenden aufzufordern, beim Beten doch bitte sitzen zu bleiben, was in der Folge ein „unfallfreies“ Beten auf den Festbank-Garnituren ermöglichte.
Brantschen und Schürch – die Re-Inkarnation von Erasmus von Rotterdam
Lesen sie dazu die folgende Anekdote: Erasmus von Rotterdam (Gelehrter, Humanist und Katholik (1466-1536) erdreistete sich während der Fastenzeit „Chambolle Musigny“ zu trinken, was ihm eine Rüge des Bischofs von Lyon eintrug, „warum er sich eigentlich erlaube, während der Fastenzeit Wein zu trinken?“. Darauf Erasmus von Rotterdam zum Bischof:
„Meine Eminenz, mein Herz ist wohl katholisch, aber mein Magen ist reformiert.“
Auf jeden Fall …
Der 2022 „Dielenberger Himmellüpfer“ wächst mit göttlichem Segen, überbracht von Sabine Brantschen und Hanspeter Schürch, als irdische Stellvertreter Gottes und deren Unterabteilungen des griechischen Weingottes Dionysos und des römischen Weingottes Bacchus, dass unsere Reben vor Gewitterschäden, Krankheiten und sonstigen negativen Einflüssen verschont bleiben werden.
Wahrlich ich sage Euch …
Herrgott mach den «Himmellüpfer» gut
und segne – wer ihn trinken tut
und gebe ganz besonderen Segen
den Winzern, die den Weinberg pflegen
(Paul Tremmel, pfälzischer Weindichter, Jhrg. 1929)
Der Weinbauverein Dielenberg bedankt sich sehr herzlich bei den Musikvereinen Oberdorf BL, Waldenburg und Langenbruck für den „Kirchenorgelersatz“ mit Blasintrumenten und bei Sabine Brantschen und Hanspeter Schürch für ihre tiefsinnigen Predigten und den „Räbsäge“.
Prof. Dr. Müller-Mehltau