Degustation Dielenberger «Himmellüpfer» Jahrgang 2023. 08.03.2024
Jungweindegustation «Himmellüpfer» 2023
Am Freitag, 08. März 2024, lud Kellermeister Bruno Thommen und der gelernte Profi-Winzer und Rebchef des WBVO, Adrian Thommen im Rebhaus des WBVO zur Jungweindegustation des 2023 «Himmellüpfers» ein; exzellent vorbereitet von unserer «Rebhausbeizerin» Judith Thommen. Will heissen, neue Degugläser, Spuckbecher. Entleerkaraffe, Brotmöckli, Mineralwasserglas für «Eptinger» notabene, weisse Tischsets als gewollter Kontrast zu den nuancierten Farbdifferenzen der Weine. Ein herzliches Dankeschön seitens von uns Räbbuuren für die profihafte Vorbereitung der Degu an die «Thommen-Crew».
Kein Rebjahr gleicht dem andern – so war es letztes Jahr und so wird es auch in Zukunft sein! Untenstehend, der Versuch der Einordung des 2023 «Himmellüpfers»:
Riesling-Sylvaner: Blasses-strohgelb / glasklarer, kraftvoller und frischer Geschmack / reintönig / herrlich fruchtig / angenehm trocken. (Input H.P. Hauri: würzig / reduktiv / füllig / salzig).
Johanniter: Unsere «umweltschonende» Rebsorte. Blasses-strohgelb / nuanciertes differentes Volumen (zum R-S) in Nase und Gaumen / wunderbar ausbalanciert. (H.P. Hauri: schöner Trinkfluss).
Rosé aus Regenttrauben: Lachsrosa / sehr frisch und gaumenbelebend / attraktive Aromatik, (H.P. Hauri: oxidativ, sirupig, gute Balance). Ein exzellenter Sommerwein.
Regent: Kirschrot / rotbeerige Fruchtaromen / (Schreiber: in der Nase betörend, wie ein Châteauneuf-du-Pape!!!, im Gaumen Regent halt), ein Freude bereitender Terroir-Wein, dieser 1997 im Dielenberg gepflanzten «pilztoleranten» Rebsorte.
Ergänzende Anmerkungen:
Alle Weine ohne BSA: (biologischer Säureabbau). = Umwandlung der Apfelsäure in Milchsäure.
Reduktiv: Insbesondere bei Weissweinen ist ein reduktiver Ausbau heute gängige Praxis in Weinkellern, weil dadurch Frische und Frucht im Wein erhalten …. und die Primäraromen (Aromen der spezifischen Weinsorte) insgesamt besser betont werden.
Freundlicherweise wurden dem Schreiber die labortechnischen Daten der «Himmellüpfer-Jungweine», Riesling-Sylvaner, Johanniter, Regent und Regent Rosé von Kellermeister Bruno Thommen zur Verfügung gestellt.
Pro Wein sind dies 14 Positionen, hinterlegt mit Werten … und weil mann/frau Werte nicht «saufen» kann und unserem Gaumen egal ist, wieviel g/l oder % von welchem Stoff oder welcher Säure nach dem Hinunterschlucken des Weines dem Körper zugeführte worden sind, sei in diesem Bericht das Punktesystem von Weinbeurteilungen ein wenig auf die Schippe genommen. Und dies von renommierten Profiwinzern und Weinjournalisten.
Der einzige %-Wert, welcher dem menschlichen Körper nicht egal ist, ist der %-Wert des Alkohols. Nur, dieser Wert ist oft so verdammt klein in irgendeiner Ecke des Labels «versteckt» platziert, dass man ihn gar nicht wahrnimmt. Zudem hindert so ein Etikettenstudium den Trinkfluss einer gemütlichen Runde! Am folgenden Tag realisiert man diesen Vol.-% Wert des Alkohols am Kater in der «Birne» oder an der Ehefrau, welche mit vorwurfsvoller Mine die Konversationen auf ein Minimum beschränken tut.
Wie werden Weine von Profis beurteilt?
Weinbeurteilungen an Degustationen von Profis richten sich weltweit entweder nach einem 100 Punkte System oder einem 20-Punkte System. Ersteres wurde von US-Weinkritiker Robert Parker (Jhg. 1947) vor Jahrzehnten populär gemacht. Zweiteres findet hauptsächlich in Europa Anwendung. Professionelle Weinbeurteiler degustieren bis 10'000 Weine pro Jahr; = sensorische Gaumen-Schwerstarbeit!
Nur der legendäre englische Weinjournalist Hugh Johnson (Jhg. 1939) kreierte ein eigenes, äusserst sympathisches System der Weinbeurteilung, aber davon später.
Beim 20-Punkte System sind 3 Kriterien entscheidend: AUGE – NASE – GAUMEN.
Auge
Nase
Gaumen
Allgemeine Qualität
Punkte Total
Weinjournalist Hugh Johnson (Jhg. 1939) und das «Johnson System»
«Der kleine Johnson»; die handlichste und erfolgreichste Weinbibel schlechthin seit 1987. Druckauflage 14 Millionen Exemplare bis dato 2016.
95mm x 195mm, 27mm dick, ca. 450 Seiten.
Grösste Hochachtung für diesen englischen Weinjournalisten, welcher sich schon seit 65 Jahren mit Weinen befasst.
Lesen Sie weiter unten, wie Hugh Johnson unseren «Dielenberger Himmellüpfer» beurteilen würde und welche «politischen Folgen» das für unseren Rebberg haben könnte.
Kein Witz!
Johnson in einem BLICK-Interview vom 05. November 2016. (Privatzeitungsarchiv Schreiber)
(<…>) Es gäbe eigentlich gar keine schlechten Weine mehr, heutzutage könne man alles trinken. Die Industrie produziere Weine ohne technischen Fehler – aber auch ohne Seele!! …. ob gut oder schlecht, was teuer ist wird gekauft … (und Johnson weiter), was für CHF 100.00 nicht weggehe, verkaufe sich garantiert für CHF 300.00. Da kämen Autoritäten ins Spiel, die sagen was wir im Wein zu sehen und zu spüren hätten und verleihen ein Daumen hoch! oder Daumen runter! Diese Autoritäten zeichnen die Weine mit Punkten aus und machen sie damit kleiner! (der Journalist fragt nach, wie er das meine). Nun, (fährt er fort) gewisse Weinbauern in der Neuen Welt würden den Alkoholgehalt bewusst steigern, um höhere Punktzahlen zu erreichen. Vergleiche man am Schluss die Punktzahlen hätten alkoholreiche Weine immer höhere Punktzahlen (<…>)
Wie würde Hugh Johnson den «Dielenberger Himmellüpfer» beurteilen?
Er öffnete eine Flasche «Dielenberger Himmellüpfer», giesst den Wein in sein Glas – schnuppert am Wein – nimmt einen Schluck – nimmt einen zweiten Schluck – schenkt nach und am Schluss ist die Flasche leer. In einem zweiten Schritt würde er später einen 12-Karton «Himmellüpfer» ordern – im Jahr darauf, begeistert vom Stoff, eine ganze Palette mit «Dielenberger Himmellüpfer» bestellen. Am Schluss würde Johnson den ganzen Dielenberger Rebberg kaufen.
Thomas Studach, der Top Winzer aus Malans, über Benotung von Weinen.
Interview in der Sonntagszeitung vom 03.10.2020. (Privatzeitungsarchiv Schreiber)
(<…>) Als die Weintester von Parker 2015 in die Bünder Herrschaft kamen, erhielt sein Wein Punkte 92+. Die grossen Namen wie Gantenbein, Fromm und Donatsch waren geschlagen. Er hätte die Wertung auf die Fahne schreiben können, winkt aber ab (tat das nicht) …. und vergleicht Degustationen mit Kunstturnen. Zwei würden den dreifachen Salto mit Schraube machen und perfekt landen; eine erhalte 9.8 und die andere 9.7. Wer sei jetzt besser? (<…>)
Um Hugh Johnsons tiefsinnige Worte nochmals zu verinnerlichen.
Dielenberger Himmellüpfer - immer ein «Wein mit Seele»
In dem Sinne herzlichst und sehr zum Vollsein
Professor Doktor Müller-Mehltau