Beitrag in der OBZ - Bau Trockensteinmauern am Dielenberg - 17.08.2020
Trockensteinmauern sichern die Zukunft des Weinbaus am Dielenberg
Mit einer mittleren Höhenlage von 600 Metern über dem Meeresspiegel ist der Dielenberg der höchstgelegene Rebberg in Kanton Basellandschaft. Die Nutzung durch Rebbau geht nachweislich bis ins Jahr 1680 zurück.
Man könnte wohl daraus ableiten, dass die Oberdörfer Dionysos‘ „edlem Gesöff“, welches landläufig als Wein bezeichnet wird, wohl seit Generationen nicht abgeneigt waren!
2014 brach die Einfahrt zum Mittleren Dielenberg infolge Überalterung der Trockensteinmauer, auf einer Länge von ca. 6 Metern ein. Diese Havarie brachte die Oberdörfer Räbbuuren in arge Nöte, werden doch 80% der Trauben über diesen „Lebensnerv des Himmellüpfers“ zum vereinseigenen Weinkeller abtransportiert.
Wie weiter – Weinbau einstellen und die Trinkgewohnheiten auf Bier umstellen?
Da eine „Himmellüpfer-Prohibition“ für Oberdörfer Weinliebhaber, anfangs des 20 Jahrhunderts zum Schutze der Bevölkerung vor „schädlichen Substanzen“, sich nicht als sinnvolle Lösung anbot, wurde der Weinbauverein Oberdorf BL von Pro Natura Baselland und der Gemeinde Oberdorf BL finanziell unterstützt, um die leidige Situation zu beheben,
In der Folge wurde ein 5-Jahres Projekt zur Sanierung des Mittleren Dielenbergweges mit naturnahen Trockensteinmauern aufgesetzt und der Weg auf 6 Parzellen, sowohl hang- und bergseitig, saniert.. Der „Lead“ für das TSM Projekt 2014-2018 oblag Pro Natura BL und aufgrund der spontanen Unterstützung der Gemeinde konnten weitere Sponsoren für das Projekt begeistert werden.
Die Gemeinde unterstützt auch das TSM-Projekt 2019-2021
Für das nun laufende 3-Jahresprojekt, TSM 2019-2021, zeichnet der Weinbauverein Oberdorf BL verantwortlich. Wiederum mit Unterstützung der Gemeinde Oberdorf konnten die gleichen Sponsoren für das Nachfolgeprojekt gewonnen werden. Fakt ist, dass die Zusage der Gemeinde, damals 2014 und 2018 das „Eintrittsbillett“ zu den Sponsoren-Töpfen der Stiftungen war. Dankeschön Gemeinde Oberdorf BL!
Es ist eine Pflicht Dankeschön zu sagen.
Danke gebührt auch den Swisslos-Fonds BL, den Fonds Landschaft Schweiz, Walder Bachmann Stiftung, Basel und Pro Natura Baselland. Alle Eigentümer der Parzellen partizipierten mit 15% an den Gesamtkosten. Die „künstlerische“ und die organisatorische Verantwortung der Baustellen oblag dem professionellen Trockensteinmaurer Dieter Schneider aus Buckten BL, unterstützt durch die „Austria-Lady“ Christl aus Lech am Arlberg.
Es kam gelegentlich vor, dass Oberdörfer unter dem Vorwand, den Baufortschritt der Trockensteinmauer besichtigen zu wollen, per „äxgüsi“ vorbeischauten, um der sympathischen „Austria-Lady“ Christl bei der Arbeit zu zusehen!
Eindrückliche Baudaten 2019/2020 Insgesamt wurde in den Jahren 2019 und 2020 total 90 m2 Muschel- und Jurakalksteine mit einem Gesamtgewicht von 145 Tonnen verbaut und dies OHNE einen Kubikmillimeter Mörtel oder Beton, notabene. Die Mitglieder der WBVO und Freunde des Vereins leisteten am Projekt 2019 und 2020 insgesamt 465 Fronarbeitsstunden.
Kehrplatz erleichtert den Traubentransport
2019 wurde im hinteren Teil des Mittleren Dielenbergweges ein Kehrplatz realisiert, damit das Trauben-Transportfahrzeug nicht mehr retour in diesem „Stumpenweg“ hinein bugsiert werden muss. Fast 3 Jahrzehnte wurde diese nicht ungefährliche Arbeit zuverlässig durch Ruedi Gehrig mit dem „Schilter“ erledigt. Oftmals, mit 3 Tonnen Traubengut auf der Ladebrücke, haarscharf an einem „Absturz“ vorbei! Freude herrschte bei ihm und dem WBVO, als Ruedi 2019 das Transportfahrzeug zum ersten Mal wenden konnte
Kunstwerke und Biodiversität im Rebberg
Mehr als 40 Rebparzellen, bearbeitet durch Freizeitwinzer, sind naturnah eingebettet in Magerwiesen, Obstbäume, Feldgehölze, Dornbusch und Trockensteinmauern. Nicht zufällig gilt die Sonnenseite des Dielenberges als einer der ökologisch wertvollsten Rebhänge im Baselbiet. Die Biodiversität ist erhalten geblieben, weil eine mechanische Bewirtschaftung infolge der Steilheit des 2.0 ha grossen Weinberges nahezu ausgeschlossen ist. In der Folge charakterisiert der „Dielenberger-Himmellüpfer“ reinstes und ehrliches „Baselbieter Weinhandwerk.“
Jesus muss nicht mehr Wasser in Wein umwandeln
An der Hochzeit von Kana verwandelte Jesus Wasser in Wein. Gut gemacht lieber Jesus, du warst wohl der Prohibition auch abgeneigt.
Der „Jesus der Räbbuuren“ von Oberdorf war die Gemeinde und die Sponsoren, damit die Trauben weiterhin gefahrlos über die nächsten „Jahrhunderte“ in den Weinkeller transportiert und zu Wein verarbeitet werden können und Jesus nicht das Kunststück wiederholen muss, Wasser in „Dielenberger Himmellüpfer“ verwandeln zu müssen.
Weinbauverein Oberdorf BL
Prof Dr Müller-Mehltau